Schriftliche Frage: Viel Platz im Sylt Shuttle Plus

Eine parlamentarische Anfrage von mir zeigt: Der Sylt Shuttle Plus (SSP) wird im Schnitt von nur ca. 1,5 Gästen pro Fahrt genutzt. Das ist erschreckend, jedoch wenig überraschend. Als Produkt des Fernverkehrs ist er teurer als der Regionalexpress zwischen Niebüll und Westerland. Außerdem dauert eine Fahrt deutlich länger, da der SSP vor der Überfahrt auf die Insel noch mit dem Autozug verbunden werden muss.

Wir Grüne wollen, dass die Bahn zum Rückgrat der Verkehrswende wird. Ein Fahrangebot, von dem die Menschen vor Ort nichts haben, ist niemanden zu vermitteln und schadet dem Image des Schienenverkehrs.

Ich fordere die Bahn daher auf, den SSP auch für den Nahverkehr freizugeben. Nur so können mehr Menschen an der Westküste von diesem zusätzlichen Fahrangebot profitieren.

Hintergrund:
Der Sylt Shuttle Plus verkehrt täglich ca. 40x  zwischen Bredstedt und Westerland (Sylt) und einmal pro Woche bis nach Hamburg-Altona. Der Zug wird in Niebüll an einen Autoreisezug nach Westerland angekuppelt. Aufgrund niedriger Fahrgastzahlen steht der SSP seit geraumer Zeit in der Kritik. Hintergrund der geringen Fahrgastzahlen sind insbesondere die Reisezeiten, die deutlich länger als im regulären Personenverkehr dauern. Im Übrigen führen die zusätzlichen Rangierfahrten für den SSP in Niebüll und Westerland (Sylt) zu weiteren betrieblichen Belastungen der ohnehin stark ausgelasteten Infrastruktur.

Nach einmaliger Nachfrage liegt nun die Antwort vor. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Trotz eines Anstiegs von 16% im Vergleich zum Vorjahr wurden im Jahr 2018 lediglich 23.000 Tickets für den SSP verkauft. Diese Zahl entspricht durchschnittlich 63 Tickets pro Tag.  Jede Nahverkehrslinie wäre schon stillgelegt – sogar als Bus. Von Eigenwirtschaftlichkeit kann hier nicht gesprochen werden. Darüber kann auch nicht hinwegtäuschen, dass aufgrund von Fahraufträgen durch die NAH.SH sowie die temporäre Freigabe des SSP für Fahrradfahrer*innen mit Nahverkehrsticket sich die Gesamtzahl der Reisenden auf 85.000 erhöht.

Aus meiner Sicht muss sich in puncto SSP unbedingt etwas ändern.  Die letzten 18 Monaten auf der Marschbahn bescherten den vielen Reisenden so einige frustrierende Momente. Ein Fahrangebot, von dem der reguläre Pendler*innenverkehr nicht profitiert, ist den Menschen schlichtweg nicht vermittelbar. Ich erwarte von der Bahn, dass Lösungen zur besseren Nutzung des SSP gefunden werden. Eine Möglichkeit könnte dabei dessen Öffnung für den Regionalverkehr sein. Dies würde den Pendler*innenverkehr entlasten und auch die Akzeptanz des SSP vor Ort verbessern.

Hier finden Sie den Wortlaut von Frage und Antwort [.pdf].